prio 2006 - Die erste Konzeptkonferenz war ein Erfolg

[Abstract for English speaking readers: The prio .NET developer conference was a success. Its concept of setting an overall topic - this time "Software production process" - and looking for speakers to fill the predefined session topics to form a homogeneous whole was very well received by the attendees. Instead of a "mille fleurs" conference we termed it a "conceptual conference" and will keep this format for the prio 2007.]

Nu isses geschafft! Die erste Konferenz der dotnetpro, die prio 2006, ist gelaufen. Und gut ist sie gelaufen. Als Tech Chair der Konferenz bin ich erleichtert und sehr zufrieden. Das informelle Teilnehmerfeedback ist auch sehr positiv ausgefallen. Mal schauen, was die Auswertung der Feedbackbögen dann noch an Detaileinsichten ergibt.


Rundblick über die Ausstellung der prio im Baden Badener Kurhaus

Was war an der prio aber nun so anders als an anderen .NET-Entwicklerkonferenzen? Das Konzept.

Das übliche Motto von ADC über BASTA! und Technical Summit bis zu VSOne ist entweder sehr technologisch (z.B. "VS2005" wenn gerade ein Launch/Release ansteht) oder es lautet "Ein Kessel Buntes", d.h. es darf gern von allem etwas dabei sein, Hauptsache es erregt das Interesse des Publikums. An dieser Art Motto ist nichts auszusetzen. Neue Technologien müssen vorgestellt werden. Dem Publikum soll Themenvielfalt geboten werden. Aber ich denke, auf die Dauer ist das zuwenig, wenn es denn quasi nur solche Veranstaltungen gibt.

Deshalb habe ich in Absprache mit der dotnetpro der prio ein anderes Motto gegeben. Die prio ist eine Konzeptkonferenz, d.h. sie ist nicht strickt technologisch orientiert (auch wenn die Basis natürlich .NET-Softwareentwicklung lautet) und wirft auch nicht alle Themen, die auf einen Call-for-Papers eingereicht werden, in einen großen Kessel. Stattdessen definiert die prio einen thematischen Rahmen und sucht gezielt Sprecher, die ihn ausfüllen. Das Konzept ergibt sich also nicht durch Einreichungen, sondern ist vorgegeben. Nur so lassen sich Themen wirklich umfassend abhandeln - auch und gerade wenn sie abseits vom allgemeinen Hype liegen. Das diesjährige Thema lautete daher z.B. "Softwareproduktionsprozess". Ein Thema, das durch einzelne Vorträge zu Technologien wie NUnit oder VSTS oder Spring.Net natürlich irgendwie immer mal wieder auf Entwicklerveranstaltungen angeschnitten wird. Ein größerer Zusammenhang fehlt dann jedoch. Und genau das wollte die prio ändern. Deshalb habe ich die Vorträge in Track 1 so gewählt, dass sie ein umfassendes, quasi chronologisches Bild moderner Softwareproduktion von der Anforderungsanalyse bis zum Deployment zeichnen. Deshalb habe ich in Track 3 eine komplette Software "zusammenschrauben" lassen, die mehrere Entwickler verteilt implementiert hatten.


Christian Weyer mit einer Skizze gezeichnet während der prio, um letzte Feinheiten in der Implementation der Beispielapplikation zu klären

Und wie froh war ich, dass gerade die Beispielanwendung in Track 3 dann auch wirklich zum Fliegen kam. Ich hatte deren Szenario ein klitzekleinwenig spät entworfen und an die anderen Sprecher verteilt, so dass sie nur relativ wenig Zeit hatten, zwischen all ihren anderen Aktivitäten in den Wochen vor der prio (es war ja auch TechEd) auch noch die ihnen zugewiesenen Komponenten zu implementieren. Aber... am Ende hat alles geklappt. Nochmals herzlichen Dank an Mario Szpuszta, Dominick Baier, Christian Nagel und Christian Weyer!!! Ohne ihren Einsatz wäre mein komponentenorientiertes Modell nicht zum Leben erweckt worden, so komponentenorientiert es auch war. Das Modell ist halt nicht alles, es braucht auch noch Menschen dazu :-) Doch das Resultat hat dem in Track 3 demonstrierten Vorgehensmodell Recht gegeben. Es war möglich, auch in kurzer Zeit mit einem verteilten Team ohne viel Kommunikation eine Software zu entwickeln, deren Teile am Ende einfach nur noch zusammengesteckt werden mussten. (Ja, ja, dass es auf dem Weg dahin auch mal holprig war, weil meine Kenntnisse von Security-Feinheiten und WCF nicht ganz den Anforderungen der Spezialisten in den Bereichen entsprachen, das will ich zugeben. Doch letztlich war das nicht schlimm. Und das ist auch eine Lehre aus diesem Szenario: Mit einem guten Modell sind viele Feinheiten in Komponenten isoliert, so dass eben nicht jeder Spezialist in allem sein muss. Und noch eine Lehre: Kommunikation mit Spezialisten gerade auch während der Modellierung tut Not!)

Als Veranstaltungsort hatte die dotnetpro das noch in puncto Entwicklerveranstaltungen jungfräuliche Baden Baden ausgewählt. Eine Entscheidung, die sich als gut herausstellte, denn die Atmosphäre des traditionsreichen Kurhauses war sehr angenehm auch in ihrem Kontrast zwischen Stuck und Softwaretechnologie.


Das Kurhaus in Baden Bande. Veranstaltungsort der prio 2006.

Am Vorabend hatten sie die Sprecher beim üblichen Ritual des Speaker Dinners auf ihre Performances eingeschworen, so dass von dieser Seite kaum noch etwas schiefgehen konnte. Besonders habe ich mich dabei darüber gefreut, einige ungewohnte Gesichter als Referenten gewonnen zu haben, die deshalb aber den beliebten und bekannten deutschen Sprechern in nichts nachstanden. Udi Dahan war als SOA-Spezialist extra aus Israel angereist, kein Geringerer als Miguel de Icaza himself vertrat das Thema Mono und Oleg Stepanov als Vater von Resharper das Thema Refactoring.


Christian Weyer und Neno Loje stärken sich bei einer 3-Personen-Portion süddeutscher Spezialitäten für zwei herausfordernde prio-Tage


Die prio-Sprecher und Veranstalter beim "Speaker Dinner Huddle" :-)


Miguel de Icaza - the Mono Man - bei seiner Keynote

Aber aus Deutschland waren Experten angereist, die sonst in der .NET-Welt kaum zu sehen sind: Stefan Richter berichtete aus der Praxis von seinen Erfolgen mit Feature Based Programming, Gernot Starke schwang die Teilnehmer ein auf das Thema Architektur und Produktionsprozess und Walter Bischofberger brach eine Lanze für die kontinuierliche Softwarequalitätsanalyse. Ich freue mich, dass die Auswahl "frischer" Sprecher den Teilnehmern soviele anerkennende Worte entlockt hat.

Die prio hat sich insofern nicht nur durch ihr Konzept deutlich profiliert, sondern auch durch ihre Referenten. Ein Weg, den wir versuchen werden, im nächsten Jahr weiter zu gehen. Denn dass es eine prio 2007 geben wird, steht schon fest. Genauso wie deren Thema. Aber das verrate ich noch nicht :-) Nur soviel an dieser Stelle: Es ist wieder grundlegend wichtig, es ist wieder abseits vom allgemeinen Hype.

4 Comments

  • Das Konzept war prima, absolut neu, die fachliche Qualität einiger Sprecher aber leider etwas enttäuschend. Trotzdem noch einmal ein Lob auf die prio!!

  • Was zum Teufel bedeutet dieses "durchkompoiniert"? Bloß, weil einer ein paar der Leute zusammen trommelt, die fast auf jeder Konferenz zum Thema sprechen, soll das Komposition sein? Und: Glaubt der geneigte Herr Westphal im Ernst, dass er der erste ist, der eine Konferenz konzipiert? Ja, wo lebt dieser Herr eigentlich? Wie kann man nur so extrem schlecht informiert sein?

  • @Herr Feinmüller: Nun, Herr Feinmüller, der geneigte Herr Westphal hat weder von einer "durchkomponierten" Konferenz geschrieben, wie Ihnen ein Blick in sein Blog zeigen wird. Noch hat Herr Westphal verabsäumt, den Markt zu beobachten.

    Selbstverständlich "konzipieren" andere Veranstalter ihre Konferenzen auch. Wenn solches Konzept sich allerdings - und mehr hat Herr Westphal nicht behauptet - darin erschöpft, dass man als spannendes Oberthema ".NET-Programmierung" oder "SQL Server" und dann einen allgemeinen Call-for-Papers macht und dann einfach munter aus dem Üblichen auswählt, dann ist das eben nur das Konzept "Ein Kessel Buntes". Nicht mehr, aber natürlich auch nicht weniger.

    Und wie dem vielleicht geneigten Herrn Feinmüller vielleicht nicht entgangen ist, hat der geneigte Herr Westphal ja auch ausdrücklich dieses allgemein verbreitete und quasi alleinstehende Konzept gewürdigt. Es ist nötig. Gut, dass es Konferenzen gibt, die dieses Konzept realisieren.

    Nur schien es Herrn Westphal in seiner Neigung (oder vielleicht wegen dieser ständigen Neigung?) so, dass das doch eben nicht alles gewesen sein sollte. Deshalb ist er vom bewährten Pfad der deutschen .NET-Entwicklerkonferenztugend abgewichen und hat vorgeschlagen, konzeptionell eben mehr zu tun, als über eine Konferenz eine Technologie als "Konzept" zu setzen.

    Falls Herr Feinmüller sich geneigt fühlen sollte, ist er herzlich eingeladen, eventuelle Ideen für eine Verbesserung der prio in 2007 beizutragen. Vielleicht nähert sie sich dann ja dem von Herrn Feinmüller geschätzen Konzept an?

    Herr Westphal lebt übrigens in Hamburg und ist per Email oder Telefon zu erreichen.

    -Ralf Westphal (so, jetzt muss ich mich mal wieder aufrichten; immer so geneigt zu sein, ist für den Rücken nicht gut ;-)

  • Also ich war begeistert vom Konzept der Konferenz. Wie Ralph schon erwähnt hat ist das Thema Softwareproduktionsprozess leider meistens nur ein Thema am Rande. Aus meiner Sicht hat sich die lange Anfahrt von Wien auf alle Fälle gelohnt. Einzig und alleine was ich schade fand ist, dass gleich am ersten Tag in allen drei Tracks zeitgleich sehr interessante Themen/Vortragende waren, sodass ich mich am liebsten geteilt hätte. So z.B. hätte ich gerne den Live Track "Komponentenorientiert entwickeln" gesehen. Naja man kann nicht alles haben. Vielleicht kann diesen Track irgendwo nachlesen ?

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