Making of dotnet.tv 7 - Multithreading - Drehtagebuch

Und wieder ist eine dotnet.tv Folge im Kasten! Puh. Thema: Multithreading. Und gab es neue Herausforderungen zu meistern. Diesmal mussten wir wirklich alles innerhalb von 5 Tage drehen und schneiden und komprimieren. Da gab es kein Vertun. Alles musste vom 24.5. bis 28.5. geschafft sein.

Um das zu unterstützen, hatte ich schon durch das Drehbuch versucht, den Produktionsaufwand gering zu halten. Wir hatten nur zwei Drehorte, es gab keine Komparsen (nur ich musste eine weitere Rolle spielen) und auch die Requisiten hielten sich in Grenzen. Außerdem hatte ich mich bemüht, die Zahl der Einstellungen klein zu halten. Laut Drehbuch war diese Mühe auch erfolgreich, aber...

Tag 1

Mit viel Optimismus haben wir den Dreh gestartet. Und diesmal wollten wir vieles besser machen, d.h. Lehren aus den bisherigen Folgen auch umsetzen. Am Morgen des ersten Drehtags haben wir deshalb auch erstmal eine Drehbesprechung abgehalten. D.h. ich bin mit Sebastian das Drehbuch durchgegangen, habe erklärt, wie ich mir die Umsetzung des Themas in Bilder vorstelle, wie ich meine, dass wir dieses Mal drehen sollten usw.

Um mit der knappen Zeit auszukommen, mussten wir vor allem das Drehen streamlinen. Dazu gehörte, dass wir Spielszenen sehr zügig einfach mehrfach drehen wollten, um sie erst im Schnitt zusammenzustellen. Das hatten wir zwar auch schon in der Vergangenheit getan, aber mit zuviel unnötiger Planung, sozusagen "zu steif". Außerdem sollten längere Textpassagen zusammenhängener gefilmt werden. Ohne aufwändige Kameraneupositionierung. Dazu war aber auch ein besserer Teleprompter nötig. Den hat Sebastian dann gleich auch gebastelt:

Nach der Drehbesprechung ging es dann los mit den Außendrehs (und einigen Szenen innen). Und wie durch ein Wunder, sind alle unsere Verbesserungsideen aufgegangen. Wir hatten noch nie so flüssig gedreht. Die Technik schnurrte fehlerfrei. Alles ging so schnell, dass wir nichteinmal Timecodes der einzelnen Szenen in den Drehplan eingetragen haben. (Wie sich herausstellte, war das am Ende auch kein Nachteil. Puh. Glück gehabt ;-)

Vorteilhaft für die Geschwindigkeit war aber nicht nur ein neuer Teleprompter, der mehr Text aufnehmen konnte bzw. bei dem das Wechseln der Promptersheets deutlich schneller ging, sondern auch die Konzentration auf eine Location (obwohl sie aus einem Weg durch einen Park bestand) und das Drehen in chronologischer Reihenfolge. Ob das bei zukünftigen Folgen wieder so einzurichten ist, bleibt abzuwarten.

In jedem Fall hat dieser Drehfluss Spaß gemacht und sogar Luft für Experimente gelassen.

Tag 2

Am zweiten Tag waren die Innendrehs mit Alain dran.

Wir haben komplett in einer Küche gefilmt, denn Alain demonstriert einige Aspekte des Multithreading am Beispiel des Kochens.

Da wir keine Kulissen im Studio aufbauen können, war der begrenzte Platz manchmal schon eine Herausforderung, die Sebastian aber problemfrei gemeistert hat.

Am Schluss wurde es dann etwas ruhiger, als nur noch Close-Ups von Gegenständen zu drehen waren.

In jedem Fall haben wir auch am zweiten Drehtag das geplante Pensum geschafft.

Tag 3

Traditionell drehen wir zuletzt die Bildschirmszenen. Dafür musste ich am dritten Tag erstmal die Grafiken usw. vorbereiten. Und das hat wieder deutlich länger als geplant gedauert. Für 32 Grafiken/Screens habe ich mehr als 6 Stunden gebraucht :-( Aber das lässt sich wohl nicht ändern. Eher wird der Aufwand in diesem Bereich zukünftig steigen.

Beim Drehen waren dann wieder zwei Probleme zu lösen: 1. Wie bekommen wir es am besten hin, dass die Schrift in den Grafiken auch in den stärker komprimierten Videoversionen lesbar sind? 2. Wie können wir die Grafiken schneller drehen?

Problem 1 haben wir wieder versucht zu lösen, indem wir teilweise sehr dicht mit der Kamera an den Bildschirm herangegangen sind. Auch zu diesem Zweck habe ich Code aus VS.NET herausgelöst und auf PPT-Folien isoliert. Außerdem haben wir fast alles vom Stativ aus gefilmt.

Problem 2 sind wir angegangen, indem wir die Kamera sehr statisch gelassen und stattdessen meinen Laptop bewegt haben, um unterschiedliche Perspektiven zu bekommen. Außerdem haben wir es aufgegeben, die Illusion zu erzeugen, wir würden irgendwie mit einer Projektionsfläche arbeiten. Stattdessen scheuen wir uns nicht, Teile des Laptop zu zeigen. Wir mussten also etwas weniger genau auf den Bildausschnitt achten.

Nach langer Vorbereitungszeit der Grafiken war denn auch der Dreh sehr schnell. Unsere Ideen zur Beschleunigung sind also aufgegangen.

Tag 4

Nach dem Dreh waren nur noch 2 Tage für den Schnitt übrig. Ob wir das schaffen würden? Wir konnten es wirklich nicht genau abschätzen, denn anders als bei den früheren Folgen hatten wir ja jetzt noch nichteinmal Timecodes notiert.

Wir haben uns deshalb am 4. Tag sehr früh getroffen, um möglichst viel Zeit zu haben.

Zu unserer Überraschung ging der Schnitt dann aber sehr flott voran. Zum einen, weil wir das Material an den drei Locations (außen, innen, Bildschirm) sehr chronologisch hatten drehen können. Zum anderen, weil wir uns eine andere Organisationsform des Materials während des Schnittes überlegt hatten. Wir haben diesmal in zwei Phasen geschnitten: Rohschnitt und Feinschnitt. Außerdem hatten wir das gesamte gedrehte Material digitalisiert und nicht nur die Abschnitte, von denen wir meinten, sie seien die besten.

Am Ende des Tages wurden wir dann mit einer ersten groben Version des Gesamtvideos belohnt. Das war zwar unbehauen, aber spannte doch schon den gesamten Bogen der Geschichte.

Und das, obwohl wir während des Tages dreimal umziehen mussten: Zuerst hatten wir mit dem Schnitt in der IC Lounge des Münchener Bahnhofs beginnen wollen. Wir dachten, dass sei für uns "Diginomaden" der richtige Ort :-) Aber dort gab es keine vernünftigen Tische. Also sind wir ins Café des Hotels Anna gezogen. Da war es uns nach 2 Stunden aber zu laut. Also sind wir umgezogen in Restaurant Bohne&Malz.

Aber nach 6 Std fühlte man sich dort bemüßigt, uns 2 EUR Stromverbrauch in Rechnung zu stellen (obwohl wir einiges verzehrt hatten und willig waren, noch mehr zu bestellen). Tja, da haben wir dann nicht lange gefackelt und sind gegangen. Unsere Empfehlung also: Man meide das Bohne&Malz in der Sonnenstr. in München. Dort mag man moderne Technologien nicht sehr.

Am Ende waren wir dann wieder im altbewehrten Café Mozart. Puh.

Zum Glück war das ewige Umziehen diesmal sehr einfach, denn Sebastian hatte in ein neues Apple Notebook investiert, das diesmal alles enthielt, was wir brauchten. Bisher waren unsere Videodateien immer auf einer externen HD untergebracht. Und das 17" Display war eine reine Freude! Wow!

Tag 5

Zum Endspurt beim Schneiden haben wir uns in Klausur bei Sebastian in der Wohnung begeben. Und das war gut so. Keine Telefonate. Keine Email. Nur schneiden, schneiden, schneiden.

Grundsätzlich hat dann auch alles geklappt. Eigentlich. Wir waren so schnell wie nie zuvor. Und um 19:55h war die Folge fertig geschnitten. (Naja, es fehlten nur die Outtakes und ein paar Einstellungen, die aber nicht sooo wichtig waren. Wir werden sie in einer späteren Version nachreichen.)

Der normale Termin für die Abgabe des Videos an die dotnetpro zur Produktion der Heft-CD war jedoch verstrichen. Eine Anlieferung beim Verlag war nicht mehr möglich.

Was tun? Tilman Börner, der Chefred der dotnetpro, hat dann den Kontakt zum Dienstleister hergestellt, der den CD-ROM Master herstellt. Mit dem haben wir dann ausgemacht, das komprimierte Video am nächsten Tag anzuliefern. Zeitlich war das ok.

Allerdings musste Sebastian mit seinem Notebook und dem ganzen Material an diesem Tag in den Zug nach Frankfurt springen, um einen Flieger am nächsten morgen zu erwischen.

Die Lösung war dann, dass er auf der Fahrt nach Frankfurt das Material komprimiert, es am Folgetag um 6h zum Bahnhof bringt und dem IC Kurier mitgibt, von dem ich es dann in München abhole und zum Dienstleister bringe.

Gute Idee. Gesagt, getan.

Hatte nur einen kleinen Haken: Die Videodatei in 900 kbps Auflösung war am Ende 285 MB groß! Erst am Folgetag stellte sich heraus, dass das nun doch etwas zu umfangreich war für die Heft-CD, auf der nur noch etwas mehr als 200 MB Platz waren. Ohje...

Aber als echte Digitalnomaden haben wir dann doch noch eine Lösung gefunden: Sebastian hat die Folge nochmal mit 600 kbps komprimiert (auf 210 MB) und dann per FTP auf einen Server des Dienstleisters geschoben. Und das alles von Sardinien aus, wo er für ein Trainingscamp zu Recherchen unterwegs war. Um 1:30 am Morgen des 7. Tages war dann alles doch noch glücklich beim Dienstleister.

Trotz dieser Unsicherheit am Ende, sind wir mit der Folge aber sehr zufrieden. Drehen und Schneiden sind flott von der Hand gegangen. Ich denke, wir haben wieder einiges gelernt. Wir haben über 40min (!) so flüssig produziert, wie noch nie. So werden wir uns auch das Ziel für die Zukunft stecken: eine dotnet.tv Folge sollte für Drehen und Schneiden max. 5 Werktage benötigen. Zusätzlicher Aufwand sollte eher ins Vorfeld verschoben werden, z.B. auch die Anfertigung der Grafiken und des begleitenden Artikels.

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