Neue Sprecher braucht das Land! - Rhetoriktraining speziell für Softwareprofis

[Summary for English speaking blog readers: The Professional Developer College is offering a special training for software professionals to develop their speaker and presentation skills. Instead of attending yet another general presentation training, developers, architects, project leads or their manager can now an education focused on how to do technical presentations or product demonstrations before a developer audience. The training is honed for software professionals because their content and their audience are special. Doing a session at a developer conference like TechEd or DevWeek is different from doing a sales presentation or wedding speech. Ralf Westphal, experienced speaker at national and international developers events, and Renate Klein, experienced communication trainer, team up to deliver an intensive two day seminar where at the end, all attendees will do their final presentations before a large and realistic audience. Any developer can learn to become an inspiring speaker and show-off his technical expertise before a developer audience. It just needs some training.]

Gerade hat die Saison der Entwicklerveranstaltungen wieder begonnen. Die BASTA! hat den Auftakt gemacht, die ADC ist gefolgt, dann die prio der dotnetpro und die iX Konferenz, im Januar schließlich die OOP. Dazu dann Tech Talks und User Group Präsentationen, Community-Konferenzen und mehr.

Aber wer spricht auf diesen Veranstaltungen? Wer bringt die technischen Themen begeistert und begeistern und auch noch verständlich dem interessierten Publikum rüber? Oft sind es die "üblichen Verdächtigen", die immer selben Leute, die nicht nur technische Kompetenz haben, sondern auch Spaß daran, sich vor einem Publikum "zu produzieren".

Leider ist die Zahl dieser "Doppeltalente", die sich in der Technik und auf der Bühne wohl fühlen, vergleichsweise gering. Die der ausgewiesen guten Referenten sogar noch kleiner. Und so ist es schwer für die Veranstalter, ihre Events zu profilieren, denn alle werden quasi gezwungen, auf denselben kleinen Pool an potenziellen Sprechern zurückzugreifen. Das ist auf der einen Seite nett für diese Sprecher - mich eingeschlossen :-) -, denn so werden sie häufiger gebucht, auf der anderen Seite aber auch wieder nicht, denn eigentlich nehmen sie sich damit auch selbst die Möglichkeit, sich zu profilieren. Denn Profilierung bedeutet ja nicht, möglichst häufig sich zu präsentieren, sondern sich eine Kontur zu geben, eben ein Profil. Ein Profil ensteht aber durch Beschränkung - in den Themen, in den Plattformen, auf denen man präsent ist.

Veranstalter wie Referenten fehlt also quasi die Möglichkeit, sich zu profilieren, weil der Bedarf an Sprechern und damit Themen sonst nicht gedeckt werden kann. Aber das ist letztendlich wider das Interesse des Publikums, denn es ist anzuerkennen, dass die ständig wachsende Zahl an Themen, eben nicht von einer mehr oder weniger konstanten und kleinen Zahl von Sprechern abgedeckt werden kann.

Um die Veranstaltungslandschaft also lebendig zu halten, braucht das Land mehr gute Referenten. Die technische Kompetenz ist ohne Zweifel in der Entwicklergemeinde vorhanden. Es gibt genügend fähige Softwareprofis, die tief in Themen stecken, die auch andere interessieren würden. Aber sie trauen es sich nicht, ihre Expertiese auch weiterzugeben. Sie scheuen sich, auf einer Bühne aufzutreten. Oder sie haben sich schon bei einem Veranstalter beworben, sind aber abgelehnt worden, weil man unsicher ist, wie ihre Sprecherleistung sein würde.

Das ist ein Missstand, den das Professional Developer College nun beheben möchte. Wir haben daher ein spezielles

Rhetoriktraining für Softwareprofis

entwickelt, mit dem wir Programmierer zu erfolgreichen Präsentatoren "schmieden" wollen. Ein solches Spezialtraining halten wir für nötig, weil Auftritte vor einem Entwicklerpublikum anders sind, als Verkaufspräsentationen oder Hochzeitsreden, auf die man in üblichen Rhetoriktrainings vorbereitet wird. Technische Präsentationen müssen anders strukturiert und dargeboten werden. Das Verhalten vor einem Entwicklerpublikum ist anders als bei einer Schulung.

Und so lege ich meine knapp 10jährige Erfahrung auf den Bühnen der Entwicklercommunity zusammen mit der Erfahrung einer erfolgreichen Co-Trainerin, die aus dem Coaching-Umfeld kommt, um mit der entstehenden Synergie Intensivseminare durchzuführen, die hoffentlich viele Technologieexperten motivieren, mit ihrem Können nicht hinterm Berg zu halten. Ein guter Sprecher zu sein, hat natürlich auch mit einem gewissen Talent zu tun. Aber gut zu Präsentieren ist eben auch zu einem großen Teil erlernbar. Und genau das wollen wir vermitteln. Auf der Bühne zu stehen, sich vor einem Publikum zu produzieren, muss keine Last sein, sondern kann einfach Spaß machen. Es ist eine einmalige Möglichkeit, sich für die Mühen des Projektalltags Anerkennung zu holen. Denn mühevoll erworbenes Technologiewissen wird dann nicht nur von ein paar Kollegen mit einem Kopfnicken anerkannt, sondern mit dem Applaus eines großen Publikums und interessanten Gespräche danach. Das ist motivierend, das kann sogar süchtig machen :-) (Und da weiß ich, wovon ich spreche ;-)

Also: Wer hat Lust, sich für die BASTA!, die ADC, die prio fit zu machen? Wer will Teil der nächsten Sprechergeneration sein? Wem juckt es in den Fingern, sich zu einem neuen "community influencer" weiterzuentwickeln? Die Entwicklergemeinde wird es ihm danken!

6 Comments

  • na dann auf und gleich auch noch Sessionvorschläge zur VSone Entwickler Konferenz (Feb 07 München) einreichen
    Da dies ein public call for papers ist kann jeder über die Website und das dortige Formular seine Ideen in Kurzform einreichen. Wenn das Thema interesannt und abseits des Mainsstreams ist, kann auch ein "Neuling" seine Chance erhalten

  • Na, Hannes, ein Kleinwenig Werbung für deine Konferenz in meinem Blog lasse ich dir mal durchgehen, denn du bist offen für "Neulinge". Das finde ich gut.

    Im Interesse der Teilnehmer der VSOne sowie der anderen Konferenzen und damit auch in deinem Interesse möchte ich aber auf eine Balance von Kompetenzen hinweisen, die nötig ist, damit ein Vortrag nicht nur dem Sprecher Spaß macht, sondern auch den Zuschauern:

    Technisch-fachliche Kompetenz sollten sich einfach die Waage halten mit solchen in Soft-Skill-Bereichen wie Rhetorik, Präsentation und Selbstsicherheit. Der Wille, sich als Neuling zu bewerben, ist gut. Aber dieser Wille geboren aus technischer Kompetenz ist kein Garant dafür, auch auf der Bühne diese Kompetenz dem Publikum in kurzweiliger Weise zu vermitteln.

    Gute Sprecher fallen nicht vom Himmel und entstehen nicht durch eine Einreichung auf einen Call-for-Papers hin. Gute Sprecher müssen an sich arbeiten und ihre Soft Skills entwickeln wie ihre Hard Skills.

    Und genau dabei will das Rhetoriktraining helfen. Es möchte ein Katalysator sein, der diese Entwicklung beschleunigt und hilft, Fehler zu vermeiden, die sehr frustrierend sein können. Denn ein Neuling soll ja nicht nach dem ersten Bühnenauftritt vom Publikumsfeedback verschreckt in sein Entwicklerschneckenhaus zurückzucken ;-)

  • Wie immer vermisse ich den Azubi-Rabatt ;-).
    Aber die Idee ist toll. Ich bin immer davon ausgegangen, dass Veranstalter einfach nur immerwieder die gleichen Sprecher wollen - eine Art "best practice of how to make a successful conference"...

  • Hi,

    bevor jetzt alle zu Don Box in die Badewanne steigen spiele ich mal den Advocatus Diaboli:
    Ich habe schon auf der Bühne gestanden - das macht Spaß und ist mal was völlig anderes als das tägliche Projektgeschäft - aber man muß auch etwas zu sagen haben, und das bedeutet - wenn Kleinigkeiten wie das Thema geklärt sind - vor allem eines: Man braucht Zeit für die Vorbereitung! Und die bemißt sich (gerade wenn man noch wenig Erfahrung hat) eher in Wochen als in Tagen.
    Aber hey, ich will niemanden abhalten, die Erfahrung alleine ist den Aufwand wert. Nur sollte man wissen, worauf man sich einläßt.

    PS: Der Name PDC ist geschickt gewählt ;-)

    Tschau,
    Alexander

  • @Daniel: Auch Azubis können sich für ein Stipendium bewerben.

    Dass "immer die gleichen Sprecher" eine Art Best Practice wäre, ist natürlich ein Missverständnis. "Immer die gleichen Sprecher" hat natürlich (hoffentlich) mit deren Qualität zu tun, ist aber auch aus der Not geboren. Und da wollen wir abhelfen.

    @Alexander: Naja, Badewanne ist nicht immer nötig - aber ist möglich. Jeder wie er möchte und wie es dem Thema angemessen ist.

    Dass Inhalte am Anfang stehen, ist ja klar. Es geht nicht um Show pur. Aber da habe ich eigentlich keinen Zweifel. Es gibt genügend Mitteilenswertes und genügend Fachprofis, die es können. Nur eben trauen sie sich bis heute nicht auf die Bühne. Das wollen wir ändern.

    Ob die Vorbereitung nun Stunden, Tage oder Wochen braucht... das hängt vom Thema ab. Sie braucht sicher länger, je weniger man im Thema drin ist. Ich würde sogar sagen: Wenn ein Thema Wochen der Vorbereitung braucht, dann bin ich noch nicht Experte genug, um darüber zu sprechen. Dann sollte ich es mir nochmal überlegen, ob nicht ein anderes Thema geeigneter ist. Aufwand und Nutzen sollten schon in einem guten Verhältnis stehen. Wochen der Vorbereitung zu 90min Vortrag ist da nicht so positiv, finde ich.

    Also: Mit etwas Vertrautem anfangen, damit der Spaß auf der Bühne nicht durch unsägliche Vorbereitung getrübt wird.

    Übrigens: PDC haben wir nicht als Namen gewählt. Das ist nur eine Abkürzung, um nicht immer Professional Developer College ausschreiben zu müssen. ProDevCollege geht aber auch. -- Ralf

  • Super Sache von Dir Ralf, kann nur gratulieren und hoffe dass viele wirklich clevere Entwickler deinem Aufruf folgen und das Geld in sich selbst (!) investieren.

    Leider habe ich es oft genug erlebt dass Rhetorik und "sich verkaufen können" mehr zählt als die technischen Fähigkeiten.

    Liebe Softies, zeigt endlich den BWL’ern was in Euch steckt und wer die Hosen an hat!

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